(openPR) Nichtöffentliche Hochschulen, die von privaten Trägern wie Unternehmen, Stiftungen oder kirchlichen Organisationen finanziert werden, sind ein wachsender Bestandteil der deutschen Bildungslandschaft. Seit den 1990er Jahren hat sich ihre Zahl vervielfacht und ihr Anteil an allen Studierenden ist von einem auf rund 12 Prozent gestiegen. Diese Hochschulen bieten häufig spezialisierte und praxisnahe Studiengänge an, von denen insbesondere atypische Studierendengruppen wie Berufstätige oder berufsbegleitend Studierende profitieren.
Die HoF-Website informiert über die bisherige und laufende Forschung zum nichtöffentlichen Hochschulsektor. Sie bietet Interessierten die Möglichkeit, relevante Forschungsliteratur zu recherchieren und mit dem Datensatz Spezifika aller staatlich anerkannten Hochschulen in kirchlicher und privater Trägerschaft systematisch zu betrachten. Der Datensatz etwa, erstellt in Kooperation mit dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), definiert die Grundgesamtheit der nichtöffentlichen Hochschulen im Jahr 2024 (n=154) und umfasst verschiedenste Variablen. So kann bspw. der nichtöffentliche Hochschulsektor nach Finanzierungen aus Landeszuschüssen differenziert angesehen oder eine Strukturierung des Sektors nach Studiengebühren für grundständige Studiengänge vorgenommen werden.
Die neue HoF-Studie wirft wiederum Licht auf diesen wenig erforschten Gegenstand der Hochschulforschung. Der Scoping Review analysiert über 80 empirische Arbeiten aus den Jahren 1990 bis 2023 und gibt Aufschluss über die Verteilung der Forschungsschwerpunkte. Zu den zentralen Ergebnissen gehört die Erkenntnis, dass sich die vorhandene Literatur stark auf Management, Organisation und Lehre konzentriert. So werden bspw. die spezifischen Managementstrategien von Business Schools untersucht, die sich durch mehrstufige Auswahlverfahren und eine enge Vernetzung mit der Wirtschaft von staatlichen Hochschulen unterscheiden.
Ein weiterer Befund betrifft die Art der empirischen Studien zu nichtöffentlichen Hochschulen: Der Großteil der Forschung besteht aus deskriptiven Statistiken, Fallstudien und qualitativen Analysen. Diese Ansätze haben dazu beigetragen, ein erstes Verständnis für die Rolle und Bedeutung der nichtöffentlichen Hochschulen in Deutschland zu entwickeln. Die Literaturbesprechung weist jedoch darauf hin, dass weitere Forschungsdesigns erforderlich sind, die tiefere Einblicke in theoretische Zusammenhänge ermöglichen und dazu beitragen, die Bedeutung dieser Hochschulen für das deutsche Bildungssystem besser zu verstehen.
Die Studie zeigt auch, dass Themen wie Forschungsaktivitäten, Internationalisierung und Gender in der vorhandenen Literatur unterrepräsentiert sind. Hier besteht noch erheblicher Forschungsbedarf. Während die Lehre und die Leistungen der Studierenden an privaten Hochschulen gut dokumentiert sind, fehlt es an fundierten Untersuchungen zu Forschungsleistungen und institutionellen Strategien dieser Einrichtungen.
Weitere Forschung wird dazu beitragen, zu verstehen, wie sich nichtstaatliche Hochschulen im Hochschulsektor positionieren. Insbesondere private Hochschulen reagieren mit hoher Flexibilität auf spezifische Bildungsbedürfnisse. Dies ermöglicht es ihnen, innovative und nachgefragte Studiengänge anzubieten. Gleichzeitig sind sie dadurch stärker von externen Faktoren wie Konjunkturschwankungen, politischen Reformen und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt abhängig. Diese Abhängigkeiten machen es notwendig, die langfristige Stabilität und Anpassungsfähigkeit des nichtöffentlichen Hochschulsektors zu untersuchen.
Die HoF-Webseite zur Forschung über den nichtöffentlichen Hochschulsektor mit Datensatz, Scoping Review, der fortlaufend aktualisierten Literaturliste und der Übersicht über themenrelevante Dissertationen ist über diese URL zu erreichen:
wissenschaftliche Ansprechpartner: Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: PD Dr. Axel Philipps,