(openPR) Migrant*innen in Europa stehen zu den Grundwerten der Demokratie. Das zeigt die neue Studie eines Forschungsteams um Prof. Dr. Marc Helbling, Soziologe mit Schwerpunkt Migration und Integration an der Universität Mannheim und Vorstandsmitglied des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES). Gemeinsam mit Dr. Fabian Gülzau (Sachverständigenrat für Integration und Migration, SVR) und Dr. Sandra Morgenstern (Universität Mannheim, MZES) hat Helbling Daten des European Social Survey (ESS) und des deutschen Integrationsbarometers des SVR ausgewertet. „Unsere Ergebnisse zeigen: Zugewanderte bekennen sich ähnlich stark zu den zentralen demokratischen Prinzipien wie Personen ohne Migrationshintergrund“, betont Helbling.
Europaweit hohe Zustimmung zu demokratischen Grundwerten Die Untersuchung ergab, dass sowohl Migrant*innen, die ursprünglich aus demokratischen Herkunftsländern stammen, als auch jene aus autoritären Ländern sehr hohe Zustimmungswerte zu zentralen demokratischen Normen wie freie Wahlen, gleiche Rechte, Minderheitenschutz und unabhängige Gerichte aufweisen. Auf der Skala des ESS von 0 bis 10 liegt die durchschnittliche Zustimmung zu diesen Werten europaweit bei 8,56 Punkten für Migrant*innen. Bei Nicht-Migrant*innen liegt die Zustimmung bei 8,48 Punkten. Speziell für Deutschland zeigen die Daten des Integrationsbarometers auf einer Skala von null bis drei sehr ähnliche Werte, nämlich 2,67 und 2,66. „Diese jeweils sehr hohen Durchschnittswerte unterscheiden sich bei den einzelnen Personengruppen kaum“, erläutert Helbling.
Demokratieerfahrung im Ursprungsland wirkt positiv Einen leichten aber statistisch signifikanten Unterschied findet das Forschungsteam zwischen Zugewanderten aus stark autoritären Ländern wie Eritrea, Saudi-Arabien oder Iran einerseits und Migrant*innen aus demokratischeren Ländern wie Indien, der Türkei oder Rumänien andererseits. „Wer viele Jahre in einem sehr autoritären System lebt, entwickelt tendenziell etwas schwächere demokratische Einstellungen. Umgekehrt zeigen Personen, die lange Zeit in demokratischeren Ländern gelebt haben, etwas mehr Zustimmung zur Demokratie. Der Unterschied ist allerdings wirklich klein,“ erklärt Helbling. „Grundsätzlich werden demokratische Grundüberzeugungen über kulturelle und nationale Grenzen hinweg geteilt und sie verfestigten sich in der Regel mit zunehmender demokratischer Lebenserfahrung“, fasst der Sozialwissenschaftler zusammen.
Problematische Minderheiten in allen Gruppen Trotz der insgesamt hohen Zustimmung zur Demokratie gibt es unter Zugewanderten eine kleine Minderheit, die diese ablehnt. Der Anteil dieser Gruppe liegt nach Aussage der Forschenden bei einem mittleren einstelligen Prozentwert. Das entspreche ziemlich genau dem Wert unter Personen ohne Migrationshintergrund, betont Helbling: „Unsere Analysen zeigen, dass antidemokratische Haltungen kein spezifisches Migrationsphänomen sind. Kritische Minderheiten finden sich in allen Bevölkerungsgruppen.“
Wissenschaftlicher Hintergrund Die Untersuchung beruht auf zwei umfangreichen Datensätzen: Der European Social Survey (ESS, Welle 10) enthält ausführliche Befragungsdaten von mehreren zehntausend Personen, darunter mehr als 2.000 Migrant*innen der ersten Generation, aus 30 europäischen Ländern. Dem Integrationsbarometer (Welle 4) des deutschen Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) liegen Befragungen von rund 15.000 Personen in Deutschland zugrunde, darunter etwa 7.000 Personen mit Migrationshintergrund bzw. rund 4.000 der ersten Generation. Beide Erhebungen messen zentrale Dimensionen liberal-demokratischer Werte.
Kontakt: Prof. Dr. Marc Helbling Vorstandsmitglied und Projektleiter des MZES Universität Mannheim Telefon: +49-621-181-3391 E-Mail:
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