(openPR) Mit Kreativität und KI zur Sichtbarkeit von Erinnerungen „Wir alle haben Bilder im Kopf, zu denen es keine Fotos gibt. Meine habe ich nachträglich mit KI erzeugt“, so fasst Fabian Gröger seine Semesterarbeit kurz zusammen. Er hatte sich in der Lehrveranstaltung ‚Artificial Creativity‘ mit den vielen Erinnerungen aus seiner Jugend beschäftigt – mit konzeptioneller Unterstützung seiner Kommilitonin Sara R. Scholl. Anhand dieser Auseinandersetzung hat er den Wahrheitsbegriff in Zeiten von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) hinterfragt: „Ist eine realistischere Darstellung weniger real? (Is more realistic less real)“. Ob auf Baukräne klettern, mit Einkaufswagen Grillen lernen oder auf dem Dach einer Klinik golfen, all das gehört zu Fabians Kindheitserinnerungen, die nicht fotografisch festgehalten wurden. Als Student an der Hochschule Wismar werden ihm Fähigkeiten vermittelt, zu denen heute selbstverständlich auch der gekonnte Einsatz von generativer KI gehört. „Beste studentische Arbeit Europas zeigt, dass es gut ist, generative KI zu umarmen und gleichzeitig die konzeptionelle Idee und das traditionelle Gestaltungshandwerk hochzuhalten.“, so Professor Björn Kernspeckt, Betreuer der studentischen Arbeiten seiner Lehrveranstaltung ‚Artificial Creativity‘ und damit auch der preisgekrönten Arbeit „Erinnerungen meiner Jugend“ (Memories of my Youth) Auf dem Weg zu analogen Bildern seiner Erinnerungen war Handarbeit ebenso gefragt wie der zielgerichtete Umgang mit der KI-Software Midjourney (Version 5.2). Fabian Gröger fütterte diese zunächst mit verschiedenen Porträt-Referenzfotos aus seiner Kindheit und Jugend, um jüngere Versionen von sich darstellen zu können. Nach unzähligen Textprompts und Varianten konnte Midjourney sich immer besser an die Bilder „erinnern“, die bisher nur in seinem Kopf existiert hatten. Um diesen klaren Bildern ein typisch unperfektes Aussehen analoger Fotos verleihen zu können, setzte der 27-Jährige weitere Imageprompts mit typischen Bildfehlern ein. Die so generierten Bilder belichtete er auf einem alten analogen Film von 2003. Rund 15 Jahre nach den Kindheits- und Jugenderlebnissen hält Fabian echte Negative und Fotoabzügen in den Händen und kann nun sagen: „Meine Erinnerungen sind jetzt wahr“. „Erinnerungen meiner Jugend“ war in zwei Kategorien nominiert worden, sowohl in der Kategorie „Künstliche Intelligenz“ als auch „Fotografie“. Für beide gab es je eine Auszeichnung mit Gold.
Semesterarbeit, Ausstellung und Brief an die Mutter startet durch Die Arbeit „Erinnerungen meiner Jugend“ hatten Fabian Gröger und Sara R. Scholl bereits beim deutschlandweiten „ADC Talent Award“ eingereicht und dafür einen 3-minütigen Wettbewerbsfilm erstellt. Dieser zeigt die mittels generativer KI erzeugten „Erinnerungsbilder“, die er in der Filmhandlung einem handgeschriebenen Brief an seine Mutter beigelegt hatte. „Hallo Mama, ich muss dir was beichten. Du weißt zwar von vielen Sachen, die ich angestellt habe. Und bei einigen haben mich du und Papa erwischt, aber es ist noch mehr passiert. …“ hört man Fabian einleitend und kann dabei der Mutter beim Lesen über die Schulter schauen. Aber nicht nur dieser sogenannte Case-Film ist über die Projektwebseite der Fakultät Gestaltung frei zugänglich. Eine Fotoausstellung, bei der KI-Fotos mit Originalen vermischt sind und die aus Anlass der Jahresausstellung DIA‘24 im Fakultätsgebäude ihren Platz gefunden hat, kann noch heute besichtigt werden. Sie lässt erahnen, weshalb sich die Jury des Art Directors Club Deutschland (ADC) entschieden hat, seine mit Unterstützung von Sara R. Scholl entstandene Semesterarbeit auszuzeichnen. Da Fabian Gröger am 7. Juni 2024 in Norwegen weilte, nahm damals seine Kommilitonin stellvertretend für beide zwei goldene Nägel und einen Grand Prix beim „ADC Talent Award“ in Hamburg in der Kategorie „Semesterarbeit“ für die beste studentische Arbeit Deutschlands entgegen. Auf Grund dieser Auszeichnung waren die beiden Studierenden Gröger und Scholl neben weiteren nationalen und internationalen kreativen Expertinnen und Experten als Vortragende zur „ADC Digital Conference 2024“ in Düsseldorf eingeladen worden. Und nur sechs Monate nach der Freude über den Preis in Hamburg sind sie nun gemeinsam nach Spanien gereist und konnten den erstmalig vergebenen „YoungStar Award“ im Feuerwerk der ADCE Award Gala im Design Hub in Barcelona in Empfang nehmen. „Ich bin überwältigt, dass die Arbeit eine so große Anerkennung erhält – ich kann es kaum fassen. Der Erfolg zeigt, dass es trotz des KI-Hypes immer noch auf gutes Storytelling und persönliche Geschichten ankommt.“, so Fabian Gröger.
Wenn zu viel zu viel ist Einen weiteren Preis beim ADCE Student Award-2024, die Auszeichnung mit Silber in der Kategorie Erlebnisorientiertes Design (Experiential Design), wurde Sara R. Scholl überreicht. Sie hatte ihre Studienarbeit „Wann ist zu viel zu viel?“ (When is too much too much) eingereicht. In ihrer Kunstinstallation zeigt sieTotenmasken, die still im Dunkeln auf die Social-Media Feeds ihrer Handys starren. Endlos scrollen die Feeds, während sich die Sounds der Social Media-Beiträge kakophonisch überlagern. Diese Arbeit ist im Mai 2023 während der erstmalig an der Hochschule Wismar durchgeführten Fachveranstaltung „reflektor – Festival der Kommunikation“ entstanden. Sie soll auf übermäßigen Medienkonsum aufmerksam machen und den Betrachter zur Reflexion anregen. „Mentale Gesundheit mit dem eigenen Medienkonsum in Verbindung zu setzen ist so wichtig. Es bedeutet mir viel, zu sehen wie mein Projekt Menschen zum Nachdenken anregt und jetzt auch von einer internationalen Jury Anerkennung erhält.“, so Sara Scholl. Ihre Arbeit wurde von Prof. Björn Kernspeckt und Tobias Trauzettel betreut.
ADCE Student Awards Die 1990 gegründete ADCE widmet sich der Förderung von Spitzenleistungen im europäischen Grafikdesign und in der Werbung. Ziel des Verbandes ist es herausragende lokale Arbeiten auf eine europäische Ebene zu heben. Ein Höhepunkt der Verbandsarbeit ist das jährlich stattfindende Europäische Kreativitätsfestival. Auf der nunmehr elften Veranstaltung dieser Art, einem lebendigen Treffpunkt für die europäische Kreativszene, haben nicht nur die die Gewinner der ADCE Awards 2024 auf der Bühne gestanden, sondern es wurden auch die aufstrebenden Talente ins Rampenlicht gerückt, die einen der ADCE Student Awards gewonnen haben. Dabei wurde erstmals der Youngstar Award verliehen, den mit Fabian Gröger und Sara R. Scholl zwei Wismarer Studierende als Erste in den Händen halten dürfen. Die Arbeiten der beiden hatten es zunächst neben 87 weiteren auf die Shortlist der europäischen studentischen Finalisten geschafft. Die „Erinnerungen meiner Jugend“ waren in zwei Kategorien gelistet und die Arbeit von Sara R. Scholl „Wann ist zu viel zu viel?“ in einer. Aus der Shortlist hatte eine internationale Fachjury während eines Treffens am 29. und 30. Oktober 2024 in Barcelona, die besten Arbeiten ausgewählt. Im Ergebnis ging nicht nur der Youngstar-Award an die Hochschule Wismar, sondern auch zwei von insgesamt acht Gold- sowie eine von insgesamt 23 Silber-Auszeichnungen für studentische Arbeiten. Auf die preisgekrönten Arbeiten seiner Studierenden ist Prof. Björn Kernspeckt (Berufungsgebiet „Werbung – insbesondere Methoden und Techniken der Werbung“) stolz und sieht in dem Erfolg nicht nur einen Beleg für das Engagement der beiden Studierenden, sondern auch für eine zeitgemäße Lehre aller Lehrenden im Studiengang Kommunikationsdesign und Medien.