Die Analyse erstreckte sich über eine Fläche von 2189 km2, vor allem in der Kieler Bucht, der Mecklenburger Bucht und der Flensburger Förde. „Die hydroakustischen Aufnahmen zeigen deutliche Veränderungen des Meeresbodens, die durch viele verschiedene menschliche Aktivitäten verursacht wurden“, sagt Giuliana Andrea Díaz-Mendoza, Erstautorin der Studie und Doktorandin in der Arbeitsgruppe Küstengeologie und Sedimentologie an der CAU. Mehr als 91 Prozent der erfassten menschlichen Einflüsse stammen demnach aus der Grundschleppnetzfischerei und von Muscheldredgen. Darüber hinaus konnten die Forschenden zahlreiche weitere anthropogene Spuren nachweisen, darunter Ankerspuren, Kabel, Pipelines, Gräben und auch unbekannte Strukturen. Besonders betroffen sind feinkörnige Sedimente, aber auch in sandigen, gemischten und grobkörnigen Sedimenten finden sich menschliche Strukturen.
Dabei wurden Daten aus verschiedenen Quellen zusammengestellt und durch eigene hochauflösende hydroakustische Kartierungen des Meeresbodens mit Fächerecholot und Seitensichtsonar ergänzt. Das Team verglich diese Daten mit bisher vorliegenden Aussagen über die südwestliche Ostsee. „Bisherige regionale Bewertungen, die weitestgehend auf Informationen von Schiffsüberwachungssystemen basieren, können den tatsächlichen menschlichen Fußabdruck nicht zeigen“, erklärt Professor Dr. Christian Winter, Leiter der Arbeitsgruppe Küstengeologie und Sedimentologie und Betreuer des Promotionsprojektes. „Unsere hochauflösende hydroakustische Kartierung macht nun auch kleinste Störungen am Meeresboden sichtbar und unterstreicht die Bedeutung einer präzisen Datenerfassung“, so Winter weiter.
Die neue Studie führt zum ersten Mal alle Daten zur Beanspruchung des Meeresbodens in der südwestlichen Ostsee zusammen. Sie bilden nun eine Grundlage, um die weitere Entwicklung des Meeresbodens in Zukunft besser abschätzen zu können.
„Das Verständnis nicht nur der räumlichen Ausdehnung, sondern auch der langfristigen Auswirkungen physikalischer Belastungen des Meeresbodens ist unerlässlich, um ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen menschlichen Aktivitäten und der Stabilität der Meeresumwelt zu erreichen“, sagt Díaz-Mendoza abschließend. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen den weiteren Forschungsbedarf. Die aktuelle Studie wurde durch das Projekt „Menschliche Einflüsse auf den Meeresboden der südwestlichen Ostsee“ unterstützt, das von der Landesanstalt für Umwelt (LfU) in Schleswig-Holstein finanziert wurde.
wissenschaftliche Ansprechpartner: M.Sc. Giuliana Andrea Díaz-Mendoza Arbeitsgruppe Küstengeologie und Sedimentologie Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) Telefon 0431 / 880-1177 E-Mail: