(openPR) Die Untersuchung kombiniert Daten aus Entscheidungsexperimenten in vier europäischen Ländern mit Energiesystemmodellen. Durch die Kombination von Vorlieben der Bevölkerung, wie Stromsysteme gestaltet sein sollten, mit techno-ökonomischen Szenarien auf nationaler und subnationaler Ebene ermöglicht die neue Methodik eine Prognose darüber, welches Energiesystem Menschen in Europa wählen würden.
„Zwar werden Energiesystemmodelle ausgefeilter, detaillierter und zeigen, wie funktionierende und kostengünstige erneuerbare Energiesysteme aufgebaut werden können“, sagt Leitautor Tim Tröndle von der ETH Zürich – „aber sie bergen die Gefahr, irrelevante Ergebnisse zu liefern, weil sie die sozialen Faktoren ignorieren, die eine Entwicklung vor Ort einschränkt oder vorantreiben kann.“ Sozialwissenschaftliche Studien zeigten wiederum, wie Akzeptanz und Widerstand entstehen, ignorierten jedoch, ob die Summe aller Maßnahmen zur Berücksichtigung gesellschaftlicher Wünsche und Bedürfnisse technisch und ökonomisch durchführbar ist. Bevorzugt wird Solarenergie und dezentral
„Interessant war etwa, dass Bürger tendenziell Solarenergie gegenüber Windkraft bevorzugen, auch wenn das aus Kostensicht nicht die erste Wahl wäre“, sagt Professor Johan Lilliestam von der FAU. Zugleich achteten die Menschen in Europa nicht nur auf niedrige Kosten, sondern auf eine dezentrale Energiezukunft mit weniger Windkraft, mehr Solarenergie und weniger Importen – letzterer Punkt könnte sich durch die Invasion Russlands in die Ukraine noch verstärkt haben, mutmaßen Autorin und Autoren.
Jedoch spielten an vielen Orten andere Gründe eine Rolle. „Einer dieser Aspekte ist die Konzentration der Erzeugungs- und Übertragungsinfrastruktur, die wir dank unserer Analyse recht genau darstellen können“, erklärt Tröndle. Auf der Grafik (s. unten) sei zum Beispiel in dunkelblau der kostengünstigste Übertragungskorridor in Ungarn und Rumänien zu sehen, der jedoch auf starke Ablehnung stoße.
„Dies zeigt uns, dass die Integration von Bürgerpräferenzen in die Energiesystemmodellierung zu realistischeren und sozial akzeptableren Ergebnissen führen kann“, sagt Studienautorin Franziska Mey vom RIFS. Die Forschenden leiten aus der Studie ab, dass ein Hinzuziehen von sozialen Daten die Ergebnislandschaft von Energiemodellen grundlegend verändern und politische Entscheidungsprozesse von solchen Analysen profitieren können.
- . „Erstens zeigt unsere Studie, dass Präferenzen der Bürgerinnen und Bürger in Energiemodellen eingebunden werden können und so Szenarien entstehen, die sowohl technisch machbar als auch sozial präferiert sind“, sagt Tröndle. „Politisch Entscheidungstragende sollten daher Verfahren etablieren, bei denen Bürgerpräferenzen – etwa durch Entscheidungsexperimente oder repräsentative Befragungen – als Eingabegrößen in nationale und regionale Energieplanungstools einfließen.“ 2. Zweitens verdeutliche die Studie, dass Menschen nicht unbedingt kostenoptimale Lösungen bevorzugen. Dies bedeutet, dass politische Entscheidungen nicht ausschließlich auf ökonomischen Kriterien basieren sollten, sondern die Präferenzen der Bevölkerung berücksichtigen müssen, um Akzeptanz und Unterstützung zu gewährleisten.<\/li><\/ul>
Die Studie soll dazu beitragen, die Kluft zwischen technischer Modellierung und gesellschaftlicher Realität zu überbrücken, indem sie das Rüstzeug liefert, mit dem politisch Entscheidungstragende gesellschaftlich tragfähige Energieszenarien entwickeln können. Dies könne helfen, den Übergang zu einer klimaneutralen Stromversorgung demokratischer, effizienter und weniger konfliktreich zu gestalten.
wissenschaftliche Ansprechpartner: Dr. Tim Tröndle Professur Klimaschutz & -anpassung ETH Zürich, Departement für Umweltsystemwissenschaften Telefon: +41 44 632 71 87 Mail:
Dr. Franziska Mey Forschungsgruppenleiterin Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) am GFZ Telefon: +49 331 6264-22454 Mail:
Prof. Johan Lilliestam Lehrstuhl für Politik der Nachhaltigkeitswende Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Telefon: +49 911 530 295 229 Mail:
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