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Startseite » Gelsenkirchen » Umdenken bei der Regulierung von Zoopopulationen

Umdenken bei der Regulierung von Zoopopulationen

8. Januar 2025
in Gelsenkirchen
Reading Time: 2Minuten Lesezeit
Umdenken bei der Regulierung von Zoopopulationen
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(openPR) Im Gegensatz zu Tieren in der Wildnis stehen Tiere im Zoo weniger stark unter Druck. Sie haben ausreichend Nahrung zur Verfügung und werden nicht von Fressfeinden gejagt. Daher leben Tiere in Zoos meist viel länger als in der Wildnis. Dies stellt Zoos wiederum vor die Herausforderung, die begrenzten Aufnahmekapazitäten optimal zu managen.

Aus logistischen und finanziellen Gründen beschränken viele Zoos die Nachzucht ihrer Tiere. Andere Zoos gehen einen anderen Weg und töten überzählige Tiere – und riskieren damit öffentliche Reaktionen: So löste die Verfütterung von Marius, einer gesunden, zweijährigen Giraffe, vor zehn Jahren eine internationale Debatte darüber aus, was Zoos mit ihren überzähligen Tieren tun sollen.

In einer Stellungnahme unter der Leitung der Universität Zürich argumentieren Forschende nun, dass die weit verbreiteten Verhütungspraktiken das Altersprofil von Zoopopulationen verändern – und zwar nicht zum Besseren. «Fortpflanzung ist ein Grundbedürfnis von Tieren. Ohne Reproduktion wird ihnen einer ihrer wichtigsten evolutionären Antriebe genommen», sagt Marcus Clauss vom Universitären Tierspital der UZH und Erstautor der Studie. «Mit der Zeit werden die Zoopopulationen immer älter, was eines der Grundprinzipien von Zoos gefährdet: die Erhaltung der eigenen Populationen.»

Überzählige Tiere können oft nicht anderweitig untergebracht werden, da der Platz in Zoos begrenzt ist und eine Auswilderung von Tieren spezielle Programme und einen geeigneten Lebensraum erfordert. Daher plädieren die Forschenden für eine geplante und fachgerechte Tötung überzähliger Zootiere. «Wir halten dies für ein rationales und verantwortungsvolles Populationsmanagement. Zudem kann dieser Ansatz den Zoos dabei helfen, ihren Bildungsauftrag zu erfüllen», so Clauss.

Jedes Jahr besuchen mehr als 700 Millionen Menschen zoologische Einrichtungen auf der ganzen Welt. «Zoos können dazu beitragen, das öffentliche Verständnis für den natürlichen Lebenszyklus von Tieren zu fördern. Indem sie den Tod von Tieren an den Rand drängen, halten Zoos jedoch unrealistische Erwartungen an das Leben in der Wildnis aufrecht», erklärt Mitautor Andrew Abraham von der Universität Aarhus.

Zoos haben aber auch die Pflicht, die Tierpopulation zu erhalten. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz. «Schon heute sind viele Tierarten vom Aussterben bedroht, und in den kommenden Jahrzehnten werden zahlreiche weitere Tierarten dazukommen. Es ist daher entscheidend, dass die Zoos fortpflanzungsfähige Populationen und das Wissen über die Aufzucht von Jungtieren erhalten. Was wir nicht brauchen, ist eine Sammlung geriatrischer Tiere – und Tierärzt:innen, die sich mit Palliativpflege beschäftigen», fügt Abraham hinzu.

Soll es mehr Geburten in den Zoos geben, müssen überzählige Tiere getötet werden dürfen. Ein Zoo in Deutschland ist so in der Lage, seine Raubtiere mit bis zu 30 Prozent des Fleisches von Tieren aus der eigenen Einrichtung zu füttern und seine Kohlenstoffemissionen und den Bedarf an kommerziell geschlachtetem Vieh zu reduzieren.

Auch wenn die Tötung von Säugetieren wie etwa der Giraffe Marius oft Kontroversen auslöst, gibt es Hinweise darauf, dass die öffentliche Meinung ausgewogener ist, als in den Medien dargestellt. «Zoos haben die Verantwortung, ihre Gäste über die Realitäten von Leben und Tod in der Tierhaltung aufzuklären», sagt Clauss. «Eine transparente Kommunikation kann dazu beitragen, die öffentliche Wahrnehmung zu verändern und die Akzeptanz von langfristigen, nachhaltigen Ansätzen zu erhöhen.»

wissenschaftliche Ansprechpartner: Prof. Marcus Clauss Co-Direktor der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere

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